Sonntag, 17. Juli 2022

Hilfe, ich bin blau🍾


 Schön wär’s ja, betrifft aber leider nur mein Bein. Genauer gesagt, meine Kniekehle und die halbe Wade. Ich war so erschrocken beim Blick in den Spiegel, dass ich umgehend, wie sich das gehört, Doktor Google konsultiert habe🤣 Der war der Ansicht, dass man darauf unbedingt einen Arzt schauen lassen sollte. Einen solchen hatte ich nicht, aber immerhin eine Schwester. Also das erste Mal die Klingel betätigt. Daraufhin klingelte mein Telefon.„Ja? Aha, ich komme gleiche; stellen Sie die Klingel ab.“

Tatsächlich erschien 10 Minuten später die Dienst habende Krankenschwester, warf einen völlig desinteressierten Blick auf meine blaue Kniekehle, beschmierte selbige mit einer Salbe und befand , dass das absolut normal aussähe. Merke: Doktor Google hat nicht immer recht. Müde vom ungewohnt vielen Laufen, legte ich mich gegen 22.30 Uhr in mein Bett, um zu schlafen. Angesichts der Außentemperaturen und der wirklich schönen Luft, öffnete ich meine Balkontür vorher  weit. Um 22. 50 Uhr wurde ich von einer sonoren, lauten Männerstimme aus dem ersten Schlaf gerissen, die in einer fremden Sprache vom Balkon unter mir ertönte. Der Mann brüllte derart, man hätte ihn locker auch ohne Telefon noch in Athen verstehen können. Außerdem rauchte er eine Zigarette nach der anderen, deren Rauch fröhlich in mein Zimmer zog .Beides natürlich bei Todesstrafe verboten. Als ehemalige Raucherin habe ich allerdings großes Verständnis für Suchtverhalten, nicht aber für rücksichtsloses Geschrei mitten in der Nacht. Ich habe mich also wieder aus dem Bett gequält, bin auf den Balkon gehumpelt und habe laut „Ruhe“ gebrüllt. Hat Wirkung gezeigt, danach war tatsächlich Ruhe… Bis um 4:30 Uhr! Da öffnete sich wieder meine Zimmertür und eine Stimme fragte: Strümpfe anziehen? Da alles andere offensichtlich wenig Sinn macht, habe ich nur müde „heute nicht“ geantwortet. Ab morgen werde ich sie wohl tatsächlich brauchen, denn auch wenn ich mittlerweile sehr geschickt, mittels meiner Stöcke,  meine Leggins anziehen kann, ob das mit den Söckchen klappt, das weiß ich noch nicht. Ansonsten sieht es hier tatsächlich so aus, dass ich ungestört lange Zeit tot in meinem Zimmer liegen könnte, es würde niemand bemerken. Anwendungen finden nicht statt, viele Gäste sind über das Wochenende zu Hause, und wer überhaupt hier ist, das weiß offenbar keiner. Auf jeden Fall erkundigt sich keiner nach dem Befinden, offenbar geht man davon aus, dass man sich melden wird, bevor man das Zeitliche segnet. Hätte ich darüber im Vorfeld Informationen bekommen, hätte ich dieses Wochenende sicherlich lieber zu Hause verbracht. Hier ist es einfach nur ein Warten. Schließlich kann man überhaupt noch nicht einschätzen, was gut und was richtig, und was völlig falsch ist. Zumindest die Damen an meinem Tisch waren völlig entsetzt, als ich harmlos erzählt habe, dass ich ganz alleine geduscht hätte. Ich hingegen bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass irgendetwas dagegen sprechen könnte.

Wer also die direkte Anschlussheilbehandlung geplant hat, sollte sich überlegen, ob das an einem Freitag Mittag wirklich sinnvoll ist. Wenn im eigenen Zuhause jemand wohnt, der gewisse Dinge für einen erledigen kann, ist man dort sicherlich besser aufgehoben. Es sollten aber vielleicht  weder Katzen noch kleine Hunde dort wohnen, denn dann wäre die Gefahr des Stolperns sehr groß. Nicht gelogen, ich habe mit einer Patientin gesprochen, die nach ihrem Hüft Tab nach Hause kam, über ihren Dackel stürzte und sich auf der anderen Seite den Oberschenkelhals brach. Das braucht natürlich keiner, dann lieber zwei Tage Langeweile.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was du gesehen hast …

  Was du gesehen hast ist kein Krimi und auch kein Thriller und schon gar kein Herz/Schmerz - Kitschroman. Es ist die wahre Geschichte eines...