Donnerstag, 8. September 2022

Nänänänänä oder


 Schadenfreude ist die reinste Freude.

Da sitzt ein junger Mann, der aussieht wie ein alter Mann, sichtbar übermüdet und brezelfertig, in einer Talkshow. Die Moderatorin ist ausgeschlafen und die Situation in Deutschland, nein, in ganz Europa, bietet viele Diskussionsthemen, auf die man nicht mit ja oder nein antworten kann. Sie stellt ihm Fragen, für die man eine Kristallkugel brauchen würde, um sie wirklich beantworten zu können. Wird es eine Insolvenzwelle in Deutschland geben? Äh, was soll ein Politiker wie Habeck darauf antworten? Ja, nein, vielleicht? Er versucht’s mit sachlicher Aufklärung und redet sich um Kopf und Kragen. Zumindest das Internet spart nicht mit Häme, teilt Memes, die ihn möglichst lächerlich wirken lassen. Es ist schon toll, so vom Sofa aus Politik zu können. Peinlich nur, dass das, was er gesagt hat, sachlich völlig richtig ist! Nichts verkaufen, heißt nicht automatisch Insolvenz. Vielleicht gibt es ja Rücklagen oder Hilfe von Vater Staat. Also, versucht er verzweifelt, zu erklären, keine Panik zu verbreiten, aber auch nicht zu sagen, was ihm später vielleicht den Vorwurf des Wortbruchs einbringen könnte. Frau Moderatorin setzt nach, bringt das böse Wort Insolvenzverschleppung ins Spiel - die Taube, die Schach spielt ….Ein mieses Spiel, denn was hätte er tun können? Meiner Meinung nach, die natürlich völlig unwesentlich ist, gar nicht erst hingehen! Schließlich ist es modern geworden, sich als Politiker in jeder Talkshow lächerlich machen zu lassen. Um etwas anderes scheint es auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern nicht mehr zu gehen. Man führt vor. Ob Lauterbach, Baerbock oder Habeck spielt dabei überhaupt keine Rolle, Hauptsache das Internet hat am nächsten Tag seinen Spaß.

Nein, ich bin absolut nicht mit allem einverstanden, was die Politik augenblicklich treibt, aber, ehrlich genug, zuzugeben, dass mir ein bisschen der Weitblick für die Zusammenhänge fehlt. Ehrlich genug, zuzugeben, dass ich unter gar keinen Umständen mit einem unserer Spitzenpolitiker tauschen möchte. 16 Jahre lang hat man Vieles verschlafen, viele Fehler gemacht, Vieles versäumt. Und ausgerechnet die stehen jetzt da und zeigen mit Fingern auf diejenigen, die den Mist ausbaden müssen. Das ist nicht nur ungerecht, das ist geradezu lächerlich. Und, um noch einmal auf die Talkshow von gestern zurückzukommen: fragt man Ökonomen, also Experten, die es eigentlich wissen müssten, ist da vom Häme keine Spur. Ganz im Gegenteil, man gibt Habeck recht mit dem, was er gesagt hat und schüttelt über die neunmalkluge Social Media - Hetze nur den Kopf. 

Und für diejenigen, die es immer noch nicht glauben, bitte schön: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100050052/isolvenz-aeusserung-diw-chef-marcel-fratzscher-verteidigt-robert-habeck-.html





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